Mein Leben ist nicht ich,
sondern ICH bin mein Leben.
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Ich bin mal wieder aus meinem Loch gekrochen. Ein Tief hatte mich widererwartend mal wieder kurzzeitig zur Strecke gebracht. Wenn ein Haufen an Ballast abgeschmissen werden kann, so ist die Erleichterung trotzdem keine richtige Erleichterung. Die neu gewonnene Zeit, ähnlich wie nach wichtigen Prüfungen, spielt unseren Gehirnen einen Streich. Die Symptome des Stresses werden nun für uns deutlich spürbarer und werden eher wahr genommen. Alles was verdrängt wurde, hat nun einen Raum sich breit zu machen.
#spazierengehen - finde ich immer noch voll doof. Mein Arzt sagt, ich solle mich so ablenken. Beim herum irren begrüßen mich aber leider immer wieder neue weitere Gedanken, die gepflegt werden möchten. Oft frage ich mich, warum ich mir dies überhaupt antue mir Gedanken über etwas zu machen, dass weder eingetroffen ist, noch dass es denn überhaupt beinflussbar wäre. Es passiert einfach.
Diese Erkenntnis allein, das dies kraftraubende Kunststücke meines Oberstübchen sind, ist ein Schritt zu einer Verbesserung.
Dieses Bewusstsein ermöglicht mir eine neue Weltansicht.
Mein Leben ist nicht ich, sondern ICH bin mein Leben.
Ich muss weiterhin lernen mir selbst etwas zu gönnen. Das ist für mich tatsächlich schwieriger, als mich für andere zu freuen. Ich habe beschlossen, mir BEWUSST schöne Erlebnisse zu schaffen. Neulich habe ich Konzertkarten bestellt. (Drückt die Daumen, dass es NATÜRLICH unter Hygienebestimmungen stattfinden wird). Mit dieser anderen Intensität der Wahrnehmung, die ich jetzt besitze, glänzt meine Welt punkvoller denn je. Kleine Ereignisse und Überraschungen, die mir das Leben bereit hält, sind Fakt einfach nicht mehr selbstverständlich.
Zu keinem Zeitpunkt habe ich mich nie wirklich gefragt "Warum ich?", nein, seit meinen Gedankenkreiseln, seit meiner Single-Mom-Trennung spüre ich nur "Warum ich nicht? Warum sollte ich es verdient haben, dass ich alt werde. Warum habe ich Gesundheit verdient?" Das war einer der ersten Ängste, die mich eigenartigerweise verfolgten.
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Ich würde schon behaupten, dass mir diese Erkrankung die Augen geöffnet hat. In diesem Zusammenhang wirken andere Probleme einfach nur lächerlich klein. Ich kann jetzt sagen, dass ich diesen #fuckcancer fast los bin. Ich habe DAS geschafft, was soll denn bitte noch kommen, was ich nicht hin bekommen würde?
Ich arbeite aktiv an meinem Wohlbefinden. Auch mit blutigen Fersen bestreite ich täglich meine obligatorischen 5km durch die Isarauen. Bewusstmachung ist auch ein Standpunkt, der den Genuss enorm steigert. Ich arbeite daran, dass mein optisches Erscheinungsbild wieder stimmiger ist, damit ein Einklang mit mir selbst wieder etwas mehr stimmt.
Ich arbeite daran zu vergeben und zu verzeihen. Das ist nicht immer leicht. Eines der ersten "Weisheiten" die ich in meinem Studium gelernt habe ist, dass jedes Individuum völlig berechtigt seine eigene Wahrnehmung und Empfindung für die Realität hat. Realität ist subjektiv. Ich versuche mir immer vor Augen zu halten, wenn es zu Situationen kommt, in denen ich mich nicht verstanden oder despektierlich fühle, dass mein Gegenüber nichts dafür kann. Er versteht faktisch einfach nicht meine Weltansicht, weil Erfahrungen und Prägungen divers sind. Ich lenke die Wut um. Ich denke nicht, dass üblich böse Absichten hinter Menschen stecken. Sollte es dennoch bewusst geschehen, so kann ein solcher Mensch wirklich nur zu bemitleiden sein. Unterschiedliche Ziele mit verschiedenen Wahrnehmungen. Wenn sich Realitäten nicht überschneiden, kann es nun mal zu Konflikten kommen.
Aktive Veränderung bedeutet eine Verbesserung der Lebensqualität. Jeder für sich hat es in der eignen Hand. Und manchmal ist weniger mehr, auch wenn der Drang groß ist, Großes zu bewirken.
Natürlich lebe ich nicht erst seit dem Krebs. Auch Erlebnisse davor haben mich vielschichtig geprägt. Ich wünschte, ich könnte sagen, manche Sachen kann man einfach löschen.
Vor allem wenn es um die Liebe geht, wünschte ich mir manchmal eine Zeitmaschine, die mich zurück katapultiert, um mit dem neuen Erfahrungsschatz mehr Lässigkeit aufbringen zu können. Ich war die schlechteste Version meinst selbst, zwischen Trennung und Krebs.
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