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Bevor ich es wusste

Ich hatte ein Gefühl, innerlich wusste mein Körper bescheid.

"A" Wie Adam und Eva.

Metaphorisch gesprochen beginne ich nun am Anfang meiner Geschichte.

Single-Mom sollte ich nun sein.

Ein schwerer Schlag für mich, doch nicht ganz unvorhersehbar. 

Zunächst dachte ich, es läge am Stress, dass ich so viel Gewicht verlor. Insgesamt habe ich 25kg in einem Mordstempo abgenommen. Zuerst habe ich mir nichts dabei gedacht, schließlich konnte ich kaum mehr etwas essen. Das ständige Gedankenkreise und die Ängste zu versagen waren groß. Keinen Bissen habe ich mehr hinunter bekommen, bis ich schließlich weniger als mein Sohn gegessen habe. Essen widerte mich nur noch an.

In mir wohnte lange der Wunsch studieren zu wollen. Als ich dennoch den Mut dazu fand und mittlerweile wieder glücklich in einer Beziehung war (leider hielt es doch nicht lange), beschloss ich mir, eine Hormonspirale einsetzten zu lassen.

Und das Karussell kam ab dem Zeitpunkt, völlig zufällig, so richtig in Gang

.

Zunächst war das Einsetzten höllisch schmerzhaft. Ich konnte die Praxis nicht direkt verlassen, da mich dieser Schmerz so ausgenockt hatte. 

Nach einigen Wochen kamen mein damaliger Partner und ich zu dem Schluss, ich würde sie nicht vertragen. Mein Gemütszustand verschlechterte sich stetig. Teilweise schmerzte es noch und in der Arbeit überkamen mich permanent Schwindelanfälle.

Ich habe mich an meine Hausärztin gewandt.

Mir wurde das Blut abgenommen. Die Entzündungswerte gingen durch die Decke. Wöchentlich wurde es nun kontrolliert. Ein Dauerlauf zwischen Gynäkologen und Hausarzt hatte sich eingespielt. Die Gynäkologen sahen die schlechten Blutwerte nicht im Zusammenhang mit der Spirale und die Hausärztin hatte sonst keine Erklärung. Meine Übrigen Symptome wurden als psychosomatisch deklariert.

Da eine Spirale ja einige Kosten mit sich brachte, wollte ich ihr noch eine Chance geben, bevor ich sie schlussendlich doch ziehen lassen hab. Außerdem sagten die Gynäkologen, dass es sehr unwahrscheinlich wäre, dass mein Körper derart reagierte. 

Auf gut Glück wurde mir ein 
Antibiotikum verschrieben. Kurzzeitig sank der Entzündungswert, doch stieg nach der Einnahme wieder an.

Panisch, fast hypochondrisch, fragte ich meine Ärztin bei jedem meiner zahlreichen Besuche, ob sie sich sicher sei, dass ich kein Krebs habe. Immer wieder sagte sie mir, dass meine Blutwerte darauf kein Indiz geben würde und ich noch so jung sei, dass ich mir darüber keine Sorgen machen bräuchte.

Mehr negative Gedanken.

Urplötzlich machten sich Gedanken im meinem Kopf breit, die immer wieder davon handelten, dass mir etwas passieren könnte und mein Kind müsste ohne mich aufwachsen. Mein Körper wusste anscheinend tief im Unterwebwussten, dass etwas ganz und gar nicht stimmt. Ich traute mich kaum darüber zu sprechen. Aus Angst als "irre" abgestempelt zu werden. Die Überlegung, wenn der Fall eintreten würde, wo käme mein Kind hin? Es war wie eine böse Vorahnung. 

Ich dachte darüber nach dass so vielen jungen Menschen schlimme Sachen passieren und viele Kinder doch ohne Mutter aufwachsen müssen. Diese Angst machte mich schlaflos und rastlos. Es verfolgte mich regelrecht. 

Dann fing an mein Herz zu pochen. Manchmal war es so laut, dass ich dachte, die Nachbarin über mir, würde einen Hometrainer benutzen. Ich realisierte erst nicht wirklich, dass dieses Geräusch wirklich von mir kam. Nach einigen Monaten traf ich jemanden, der mich schließlich fragte, ich kann seine Worte nicht mehr genau wieder geben aber sinngemäß war es: "Hey, dein Herz ist aber schon ganz schön laut". Das war ungefähr einen Monat bevor ich eingeliefert worden bin. 

Die Talfahrt hörte nicht auf.

Mein Zustand hatte sich seit Mai rasant verschlechtert. Andauernd Blutabnahmen mit steigendem CRP-Wert, Rastlosigkeit, Schlafstörungen, Ängste, Kloßgefühl im Hals, Kreislaufzusammenbrüche, rapider Gewichtsverlust, das laute Herz.

Meine ehemalige Hausärztin ordnete eine Magenspiegelung und eine kardiologische Untersuchung an. Allerdings musste ich beinahe zwei Monate auf die Termine warten. Diese Praxis riet mir, wenn es dringend sei, solle doch bitte der Hausarzt persönlich anrufen, damit ich schneller einen Termin bekäme. Leider war die Ärztin, die mich behandelt hatte zu diesem Zeitpunkt selbst krank. Also rief mich eine der Inhaberinnen der Praxis persönlich an. Ich  schilderte ihr die Situation mit den Terminen. Darauf hin entgegnete sie mir nur, dass sie nicht dort anrufen würde, weil dies nicht im Zusammenhang mit den Blutwerten oder dem Schwindel stehen würde.

Also wartete ich zunächst auf meine Magenspiegelung, die im September statt gefunden hatte. Diese blieb ohne Befund. Zu der kardiologischen Untersuchung im Oktober sollte es allerdings nicht mehr kommen.

Immer mehr und immer mehr litt ich nun unter dem Schwindel. Das Globusgefühl in der Kehle wurde immer prägnanter. Es schnürte mich zu. Das atmen viel mir von Tag zu Tag schwerer. Flach zu liegen, war mittlerweile unmöglich. In der Arbeit konnte ich meistens nur noch im sitzen arbeiten.

Ich ließ mir den Nasen-Rachen-Raum spiegeln und den Hals mit einem Ultraschall untersuchen. Der Befund ergab nichts. Ich bekam eine Überweisung für ein Hals-CT.

Eines Tages fragte mich einer meiner ärztlichen Kollegen nach meinem Wohlbefinden. Ich entgegnete nur, dass es mir schlecht ginge. Er harkte nach und ich schilderte ihm meine Symptome und erwähnte vor allem den hohen CRP-Wert. Dieser Doktor, ich bin ihm unglaublich dankbar, ordnete ein rheumatologisches Blutbild an. Er ging von Lups aus, doch mein Blutbild stimmte nicht mit diesem Krankheitsbild überein. Er drückte mir seine Besorgnis über das Blutbild aus und der Stein kam immer mehr ins Rollen.

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Meine Familie riet mir schon länger den Hausarzt zu wechseln.

Aus Angst, der Wahrheit ins Auge zu blicken tat ich dies lange nicht. Außerdem vertrat ich die Ansicht, dass die andere Ärztin ja auch Medizin studiert habe und schon wissen würde was sie tat. Ich fühlte mich bislang bei ihr gut aufgehoben. Sie hatte sich immer Zeit für mich genommen, nur war sie leider auf der falschen Fährte.

Ich fühlte mich überfordert.. Mein Papa war eines abends zu Besuch. Ich fiel ihm heulend in die Arme und machte ihm meine Erschöpfung klar. Er zeigte großes Verständnis, doch er war auch ratlos und überfragt. 

Am folgenden Abend spitzte sich die Situation zu. Mir wurde so schwarz vor Augen, dass ich mich lieber gleich von selbst auf den Boden legte und die Beine im rechten Winkel auf einem Stuhl positionierte. Ich atmete schwer. Sonnenscheinchen war auch zu Hause. Ich musst  meine Eltern informieren. Was war wenn ich ohnmächtig geworden wäre, nicht ansprechbar und das Kind quasi alleine. Nein, ich musste jetzt über meinen Schatten springen und mir meine Eltern zur Hilfe holen. 

Mein Papa wollte unbedingt einen Krankenwagen rufen. Auch meiner Mama war die Besorgnis buchstäblich ins Gesicht geschrieben. Ich wollt keinen Krankenwagen. Ich wollte daheim bei meinem Kind bleiben. Ich hoffte darauf, dass ich mich wieder aufrappeln würde, schließlich musste ich ihn versorgen.

Der nächste Tag wäre mein letzter Arbeitstag gewesen.

Ich wollte eine neue Stelle in einer anderen Klinik anfangen. Den Tag davor beschloss ich doch kurzer Hand, den Arzt meiner Schwester zu kontaktieren. Die Arzthelferin hörte mir aufmerksam zu und bestellte mich sofort ein. Im nächsten Augenblick saß ich schon in Wartezimmer. 

Ich freue mich über eure Anregungen

Danke für die Nachricht!

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Knete im Kopf und trotzdem Walküre

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