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Fruchtbarkeit

Und das Leben, welches man sich erträumt hatte, läuft im inneren Auge vorüber, als ob man sterben würde.

 

Wie die meisten Frauen erträumte ich mir ein heiles Familienleben mit eigenen Sprösslingen. Sicher, eins habe ich bereits, bin aber mit dem Vater schon lange nicht mehr beieinander. Selbstverständlich war ich bis vor kurzem noch, es gäbe das passende Deckelchen.


Dadurch, dass meine Erkrankung so spät entdeckt wurde, blieb keine Zeit mehr Eizellen heranreifen zu lassen, abzuernten und einzufrieren. Die Therapie musste so schnell wie möglich eingeleitet werden. In dieser schweren Stunde war ich glücklicherweise nicht alleine. Wobei es echt schönere Dinge im Leben gibt, als sich in jemanden Arme zu werfen den man doch gerade mal knapp einen Monat kannte und dann noch bei solch einem heiklen Thema.

Mir war von Anfang an klar, dass das Gift mich daran hintern würde, jemals wieder ein gesundes Kind auf die Welt zu bringen. Ich spürte nur Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit. Alles was ich mir erträumt hatte, alles was ich mir irgendwie aufbauen oder erreichen wollte, wurde innerhalb nur weniger Tage kaputt gemacht.


"Sie haben ja schon ein Kind", ist echt nicht das, was man in diesem Moment hören möchte. Logisch bin ich unendlich dankbar für Sonnenscheinchen, doch trotzdem wurde mein Traum gestört oder vielleicht sogar zerstört. Ich genieße jede Sekunde mit ihm, weil ich nun nicht mehr der Ruhe traue. Ständig muss ich jetzt auf der Hut sein, denn ich wurde gelehrt, dass unterwartet immer das Glück ruiniert werden kann.

Ich stimmte einer therapeutischen Maßnahme zu, die meine Eierstöcke künstlich in "Winterschlaf" versetzen sollte, damit die noch nicht herangereiften Eizellen beschützt werden. Ich sag es euch, Wechseljahre sind der Horror. Das blühte mir nun vorübergehend durch diese Spritzen. Hitzewallungen, Nervenzusammenbrüche, innerliche Unruhe. Trotz dieser Behandlung besteht eine Wahrscheinlichkeit von 15%, dass ich unfruchtbar sein könnte.

Der Gedanke gefällt mir bis heute noch nicht. Immer wieder stoße ich auf Artikel und Beiträge von Frauen, die beschrieben, dass sie trotz Chemotherapie gesunde Kinder auf natürlichem Wege bekommen haben.


Mir ist bewusst, dass dies ein armseliger Strohhalm ist aber es sendet mir positive Energien. Ich trauere in diesem Punkt oft immer noch, doch hilft es mir dabei in meinen Vorstellungen mir ein neues Leben ohne weitere Kinder aufzubauen. Die Akzeptanz ist noch nicht vollständig da, die Bewusstmachung, dass ich bereits einen wunderbaren Sohn habe aber umso größer. Von Tag zu Tag verabschiede ich mich mehr von dem Traum einer klassischen Familie.


Meine Definition in meinem Kopf sagt mir, dass Sonnenscheinchen eine perfekte Familie zu zweit sind. Ich werde mich weiterhin durch meine akademische Laufbahn kämpfen. Mein Roman braucht ebenso Zuneigung und will nicht vernachlässigt werden. Ich kann Sonnenscheinchen zwar keine Geschwister bieten aber vollumfänglich die Sicherheit, dass ich mich mit besten Gewissen ihn auf sein selbständiges Leben vorbereite.


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Comments


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Hi, danke fürs Vorbeischauen!

Ich freue mich darüber, dass Du dich dafür entschieden hast, dich mit dem Thema "Krebs" ein wenig auseinander zu setzten. Leider Gottes kann es jeden treffen. Wichtig ist, Du bist nicht alleine.

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