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Es war einmal...


02.10.2019

02.10.2020


02.10.2021

 

Ich kann immer noch nicht begreifen, dass bereits ein Jahr seit der Diagnose um ist. Mich quälten viele Gedanken und Konstrukte wurden ständig neu durchdacht, wieder umgeworfen und rekonstruiert. Kreisende Karusselle und schwindelerregende Gefühle waren unvermeidlich. Es klingt komisch aber in dem vergangenen Jahr dachte ich immer an mein Aussehen vom Vorjahr und wie mein Leben war.

Nun ist ein Jahr verstrichen und ich kann jetzt nicht mehr sagen, vor einem Jahr war noch alles gut, vor einem Jahr hatte ich noch meine Haare, vor einem Jahr war ich noch dünn etc.

Sicherlich ist mir klar dass ich nur so dürr war, da mein Tumor mir das essen verbat. Ich weiß das dieses Schönheitsideal erschreckend ist. Selbstverständlich war Kleidergröße 36 und beinahe 34 ein falscher Triumph.

Permanent verändern sich meine Gedanken. Perspektivisch fühle ich mich freier. Das liegt unter anderem daran, dass mich die Genesung mit neuer Energie versehen hat, die ich an meinem Tiefpunkt nicht mehr hatte. Mein Atem ist wieder länger. Unerschütterlich habe ich den Drang mein Leben zu verbessern. Dazu gehören nicht nur meine Gedanken und meine Gefühle. Ich bin stark. Dieser #fuckcancer hat mich nicht klein gekriegt. Im Job habe ich tolle Perspektiven, die mich schon bald mitreißen werden.

Vor einem Jahr war ich schon nicht mehr gesund und vermutlich das Jahr davor auch schon nicht mehr, was mein Kopf wohl völlig falsch abgespeichert hatte.

Was ich aber sicher weiß ist, dass ich mich vor einem Jahr bereits auf dem Weg der Besserung befand. Ich hatte Angst. Große Angst. Keiner wusste was auf mich/uns zukommen würde. Doch nun können wir voller stolz sagen, dass wir es geschafft haben. Der Alptraum wird wohl noch eine Zeit nach mir trachten und die Narben bleiben. Doch auch sie werden mit der Zeit verblassen.


 

Was geschah am 02.10.2020:

Ich hatte die erste Nacht auf der Intensivstation verbracht. Ich wurde über unendlich viele Sachen aufgeklärt und ich vermute, ich hatte die Biopsie. Zumindest Trage ich auf dem Bild vom 2. Oktober ein Flügelhämdchen. Ich hatte Angst. Große Angst. Meine Mama und mein damaliger Partner wichen mir nicht von der Seite. Mir wurden viele Tabletten verabreicht, damit ich nicht in völliger Panik verfallen würde. Ich glaube, ich weinte mich viel in den Schlaf, denn ich wusste nicht ob ich überleben werde. Es schmerzte mich von meinem Sohn getrennt zu sein. Ich schaffte seit dem gestrigen Tag nun kaum eine Minute mehr ohne Sauerstoffbrille. Nachts wurde ich teilweise geweckt, weil die Sauerstoffbrille verrutschte und die Sättigung auf 70% runter ging. Mein Schlafrythmus wurde gestört, da ich stets die Übergabe der Nachtschicht mitbekam und später die Vitalparameter gemessen wurden. Das Dauergepiepse und Geblinke von diversen Bildschirmen und Pumpen raubten mir den Schlaf. Infusionen und Nadeln drückten und das heimische Bettchen fehlte auch. Keiner wusste zu dem Zeitpunkt, dass ich einen ganzen Monat an dieses Bett gefesselt sein würde.


 

Ich würde lügen wenn ich sagen würde, ich hätte im Vorhinein keine Angst vor dieser Art Jahrestag gehabt. Szenarien von Flashbacks hatte ich in meinem Kopf und die Melancholie holte mich auch ein. Ich werde damit fertig, weil meine Zukunft momentan so glänzend scheint, dass ich mich nur noch freue am Leben wieder teilhaben zu können.




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Comments


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Hi, danke fürs Vorbeischauen!

Ich freue mich darüber, dass Du dich dafür entschieden hast, dich mit dem Thema "Krebs" ein wenig auseinander zu setzten. Leider Gottes kann es jeden treffen. Wichtig ist, Du bist nicht alleine.

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