Der Tag davor
als ich das Ergebnis vom CT bekommen sollte.
Ich bekomme immer noch Gänsehaut, wenn ich an diesen Tag denke. Schon beim PET-CT nach der Chemo war ich positiv. Wie konnte ich dann nur dieses Mal mit positiven Gedanken zu meinem Termin schreiten. Stimmt... Gar nicht!
Der Gedanke, alles würde wieder von vorne beginnen: Chemos, mehr auf Hilfe angewiesen sein, die Trauer des Kindes, der Schmerz, mein schwacher Körper, die allübermannende Angst, der Tod, die Ungewissheit, die Verlorenheit, erneut eine Glatze, noch mehr Medikamente. Ein neuer Krebsmarathon schien für mich unvorstellbar.
In meiner depressiven Verstimmung wandte ich mich an einen guten Freund. Bei jeder Nachricht, die ich ihm schrieb, brach ich direkt in Tränen aus, denn es handelte nur darum, dass ich nicht mehr kämpfen will. Ich konnte seine Worte kaum wahr haben. Denn sie bedeuteten, egal wie man es drehte oder wendete immer das gleiche: "Dir bleibt nichts anderes übrig!"
Meine Gedankenkraft wehrte sich angstvoll. Das Unheil sollte endlich ein Ende haben. Sinn und Verstand waren zu diesem Zeitpunkt völlig von der wahrhaftigen Realität abgeschnitten. Mein Film spielte sich einfach unkontrolliert in meinen Gehirnwindungen ab. Positives konnte ich in dieser Situation nicht abgewinnen.
Am späten Nachmittag bekam ich zum Glück noch Besuch. Die Ablenkung tat mir gut. Auch meine Mutter versuchte mir Kraft zu senden und versuchte mir einzureden, dass alles gut werden würde. 💖
Einige Tage zuvor hatte ich einen meiner zahlreichen Arzttermine bei meinem Hausarzt, der mir mit jedem Besuch vehement zu verstehen gab, dass es keine andere Option mehr gab, außer dass ich "krebsfrei" sein würde. Immer wieder hält er mir vor Augen, dass ich jung und stark bin und diese Krebsart labil sei. Meine Therapien der Vergangenheit waren äußerst aggressiv. Die Angst und die Nachwirkungen würden immer bleiben, doch daran müsse ich mich gewöhnen. Obwohl des tollen Feedbacks meines Arztes fühlte ich mich lange nicht so. Ich merkte wieder die Schwäch in mir. Schwindel und ein Drücken in meiner Brust. Einbildung oder Tatsache. Wohl eher ersteres. Wer trägt nach so einer Geschichte keinen psychischen Knacks von sich und wird leicht hypochondirsch?
Ich lese zu viel von Rezidiven und bin nicht gerade der größte Optimist unter der Sonne. Doch auch dieser Tag fand irgendwann zwischen Tränen und Unterstützung sein Ende.
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