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Catwalk Klinik

Warum mir keiner meine Krankheit ansehen soll.

 

Ich kann zwar ungeschminkt aber das ist auch keine Lösung.

Eine Erinnerung aus meiner ersten Präsenzveranstaltung meines Studiums:

Verpeilt steuerte ich den Raum der "Kennenlern-Veranstaltung" an. Gehetzt suchte ich mir mein Namensschild aus der Aufreihung heraus und suchte mir ein schönes Plätzchen weeeeit hinten.

In der zweiten oder dritten Reihe vor mir saß eine Frau. Ich musste die ganze Zeit über ihre Frisur von hinten bewundern. Als sie sich schließlich in der Runde vorstellte, dabei aufstand und sich drehte, fiel ich aus allen Wolken. Es war eine Arbeitskollegin von mir, mit der ich mich sehr gut verstand aber nicht oft mit ihr zusammen gearbeitet habe. Leider hatte sie ein anderes Studienfach gewählt. Zu gern hätte ich sie öfters gesehen. Natürlich freuten wir uns, dass wir im Päuschen uns an diesem Tag zufällig wieder begegnet sind.

Kein Make-up ist auch keine Lösung. Ein witziger Nebensatz blieb mir aus dieser Unterhaltung im Kopf: "...und selbst im OP läufst du mit dem krassesten Augen-Make-up rum."


Selbstverständlich kann ich auch ungeschminkt aber mit macht es mir doch einfach mehr Spaß. Außerdem ist es für mich ein Image. Ich wollte der Krebserkrankung die Stirn bieten, in dem ich der Verwahrlosung nicht die Chance geben wollte sich breit zu machen. Ich will keine bemitleidenswerte Person sein. Ich wollte nicht den Stempel "Patient" offen mit mir herum tragen und vor allem nicht in der Klinik. Ich versuchte so gut wie möglich eine Maske zu erstellen. Selbstbewusst durch die langen Gänge zu schreiten, das gefiel mir irgendwie. Ich mochte den Gedanken: "Hey, für Krebs siehst du aber verdammt sexy aus." Das redete ich mir selbst oft ein. Das ist keine Arroganz. Das ist Selbstwert.

"Man ist nur so sexy wie man sich fühlt", ein Zitat aus meinem Umfeld. Ich habe lange darüber nachgedacht. Meine Glatze störte mich in meiner ehemaligen Beziehung schon sehr. Ich fühlte mich nicht mehr wie ich. Ich konnte nicht ich sein. Ich akzeptierte mich nicht. Fälschlicherweise suchte ich nach Bestätigung. Heute brauche ich sie nicht mehr. Ich brauche NUR meine Bestätigung. Alles andere sind nur nette schmeichelhafte Aussagen. Dieser Satz hat mir einen wahnsinnigen Denkanstoß gegeben.


Die Maske, die ich mir regelmäßig schuf ist kein Zeichen von Schwäche. Ich laufe oft genug auch ohne rum. Ich drücke mich damit aus, dass ich trotzdem normal sein kann, auch wenn ich nun dieses Packerl mit mir herumzuschleppen habe.

Make-up ist ein Hobby, welches ich gerne zur Schau stelle. Ich habe schon vor scheiß fucking Non-Hodgkin Geld für Kosmetika verprasst. Wandelbar, formlos, farbenfroh. Es gibt viele Möglichkeiten sich permanent neu zu erfinden. Ich bin nicht nur ein Mensch. Ich habe viele individuelle Seiten, die durch die ganzen Farben besser benannt werden können. Mal bin ich verrucht, mal freakig, mal retro, mal natürlich, mal süß. Styling ist eine Kunstform des eigenen Ausdrucks. Ich habe nicht nur eine Standardpalette mit Nude-T

önen.

Ich bin bunt.

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Comments


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Hi, danke fürs Vorbeischauen!

Ich freue mich darüber, dass Du dich dafür entschieden hast, dich mit dem Thema "Krebs" ein wenig auseinander zu setzten. Leider Gottes kann es jeden treffen. Wichtig ist, Du bist nicht alleine.

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