Stoned sein...
ist keine Schande.
Ich will den Konsum von Drogen jeglicher Art nicht liberalisieren. Ich verurteile niemanden und es wird schon irgendwie seine Gründe für jeden einzelnen haben, warum er sich das verwischt sein antut. Zwanghafte Zerstreuung.
Gelegentlich erleide ich Panikattacken. Erst kommt die Angst und dann tanzt sie Tango mit dem Körper. Die Nebenwirkungen werden wieder deutlich spürbar. Für mich ist das sehr schwer einzuschätzen, ob das noch der Beigeschmack des Prozederes ist oder ob ich einen Rückfall erleide.
Angst, Durchfall, Appetitlosigkeit, Müdigkeit, innere Unruhe, Schwindel. Mit all dem fing alles an und genau das kehrte am vergangen Wochenende wieder zurück. Was passiert da? Dabei hatte ich ein oder zwei Tage zu vor die Gewissheit von meinem Arzt, dass momentan alles in Ordnung zu sein scheint. Das Abschluss-CT rückt immer näher. Noch zwei Wochen. Ist das die Aufregung der Ungewissheit oder das tatsächliche Körpergefühl? Wenn ich den Krebs nicht besiegt habe, sterbe ich? Sterben... Was ist mit Sonnenscheinchen? Der Abkömmling der eigenen Seele ohne Mami? Noch mehr Stresshormone werden frei gesetzt. Fängt alles wieder von vorne an? Ich will nicht mehr kämpfen aber ich bin es meinem Kind schuldig. Ich darf nicht sterben.
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Ich konnte meine Emotionen nicht mehr verbergen. Mein Gehirn wusste genau, dass es nicht mehr lange dauern würde, dass ich die absolute Kontrolle verlieren würde. Die ersten Tränen kullerten bereits über mein Gesicht. Der Magen knüllte sich zusammen, das Luft holen fühlte sich so schwer an, das Herz vermochte zu Stein zu werden. Die ganzen trüben Gedanken rissen mich mal wieder in den Abgrund der negativen Gefühle. Die Kluft des Grauens.
Beinahe unterbewusst griff ich zum Telefon und rief Sonnenscheinchens Papa an. Ich rechne es ihm hoch an, dass er mich in dieser Situation unterstütz hatte. Ohne Vorwürfe ließ er alles stehen und liegen und nahm unser Kind früher als geplant für das Wochenende zu sich.
Gedankenverloren schrieb ich einem Freund, der mir irgend einen komischen Link zu einem Meme oder so geschickt hatte. Abwesend gab ich zu verstehen, dass ich dafür keinen Kopf hätte. Daraufhin rief er mich sofort an.
Ich weiß nur noch das ich schluchzte und heulte. Ich habe keine Ahnung mehr über was wir gesprochen hatten. Er wollte kommen und mir beistehen, doch ich verneinte. Ich wollte nicht so hemmungslos und aufgelöst von jemanden gesehen werden, dem ich nicht all zu nahe stand.
Nach meiner ersten Beruhigungstablette rief ich meine Tante an.
Zu keinem Zeitpunkt musste ich allein sein. Mein Netzwerk ist stark. Ich bin dankbar für alle die mich gedanklich, psychisch und physisch unterstützt haben und das immer noch tun. Das Weinen war nur schwer in den Griff zu kriegen, doch es war jetzt jemand da, dass wusste ich Tief im inneren auch wenn ich sonst alles nur sehr verzerrt und hysterisch wahrgenommen hatte. Ich nahm eine zweite Tablette, weil ich immer noch nicht das Gefühl hatte wieder mehr geerdet zu sein.
Ich rechtfertige die Einnahme damit, dass ich mich sehr wohl auf die mentale Verarbeitung konzentrieren würde. Ich verdränge nicht. Mein Blog ist der beste Beweis dafür. Es ist nicht nur Blabla und Zeitvertreib. Wenn ich einen Text zum x-ten mal korrigiere, höre ich dabei irgendwann zum flennen auf und es fühlt sich bereinigt an. Tabletten können unterstützend wirken. Keinesfalls bin ich abhängig. Meinen üblichen Alltag meister ich selbstverständlich ohne diverser Medikamente.
Im Verlauf des Abends kontaktierte ich doch diesen besagten Freund. Ich hatte Angst in dieser Nacht zu sterben. Mich machte es ruhiger zu wissen falls es passiert, dass ich gleich gefunden werden würde, wobei sich das im nachhinein etwas übertrieben anfühlt.
Sicherlich fand er es witzig, dass ich super stoned war und mitten in der Nacht im Bademantel bei einer Freundin und Nachbarin um eine Zahnbürste geklingelt hatte. Ehrlich gesagt hab ich nicht mehr die geringste Ahnung was ich überhaupt gesagt hatte. Ich weiß nur noch, dass ich wieder viel lachen konnte.
Ich danke dir von ganzen Herzen, dass Du ohne zu überlegen einfach da warst.
Ich habe wunderbare Menschen um mich. Vielen Dank dem Universum dafür. Wenn man weiß was man hat, sollte man es sich permanent vor Augen halten und es ehren. Materielles Glück vergeht so schnell und ist in der Relation zu Gefühlen so unwahrscheinlich nichtig. Ich bin lieber in einer geilen geselligen Runde als von Klump umgeben, welches sowieso irgendwann mit Sicherheit kaputt gehen würde. Erinnerungen und Erlebnisse sind die verborgenen Schätze jeder Persönlichkeit, die wie Knete formbar ist. Was möchtest Du sein?
Auch den Morgen danach war ich noch ziemlich prall und alles verlief mit angezogener Handbremse.
✌😁✌