Ohne dich kein bewusstes ich
- jugrobart
- 7. März 2021
- 4 Min. Lesezeit
Du bist mehr.

An meine engste Vertraute:
Worte zu finden, die Dir gerecht werden fällt mir schwer. Mir war von Anfang an klar, dass wenn ich einen Blog starte, ich Dir einen eigenen Beitrag widme.
Du bewahrst Geheimnisse, die ich sonst keinem anvertraut habe. Du machst einen Großteil von mir aus, weil unsere Erlebnisse mich von klein auf geprägt haben. Noch immer pocht mir das Herz, wenn ich die Vengaboys irgendwo höre. Wenn uns ein Lied oder eine Band verkörpern würde, dann definitiv die. Ich glaube deine Mama hat immer noch ein Trauma von diesen Liedern, zu denen wir pausenlos durch euer Wohnzimmer gehüpft sind. Mir tun noch heute meine krummen Zehen weh, wenn ich dran denke, wie ich sie mir mit der Schaukel am Türrahmen an dieser fiesen metallischen Fußleiste gestoßen habe, wenn wir uns gemeinsam auf das Sitzbrett gequetscht hatten. Als wir noch Nachbarn waren, hab ich Dir einfach dein Spielzeug, welches Du bei mir vergessen hast, einfach vom dritten Stock hinunter geworfen. Ich muss jedes mal lachen, wenn Du das heute immer noch explizit erwähnst.
Wie Schwestern sind wir aufgewachsen. Weißt Du noch, wie wir im Herbst einfach so in den Weiher reingelatscht sind? :'D Ich habe keine Ahnung mehr, warum wir das gemacht haben.
Wir haben unsere Oma ordentlich auf trapp gehalten. Ich werde nie vergessen, wie Du mich als Kind schockiert bei Oma an einem Morgen angesehen hast, als ich im gemeinsamen Klappbett schlafgewandelt bin. Ich bin Autoscooter gefahren, weil wir am Tag zuvor auf dem Volksfest waren.
Typisch ich.
Du machst mich zu einem bessern Menschen, weil ich es mir dir schaffe, mich jeden Tag selbst ein bisschen mehr zu reflektieren. Deine Ratschläge sind oft weise und geben mir halt, wenn ich mich sonst oft verloren fühle. Ich liebe deine Weltansicht. Weltoffen, sarkastisch, morbide, manchmal depressiv, albern und gelegentlich auch ein bisschen misanthropisch. Du unterstützt meine Kreativität und denkst sie oft mit mir weiter, bzw. zu Ende.
Du hast mir die Bewertung von Produkten bzw. Fähigkeiten beigebracht, wenn sie so schlecht ist, dass sie außerhalb jeglicher Referenzbereiche sind und jenseits des messbaren liegen.
Ich kenne niemanden der so viel Witz und Charm hat. Ich bin dankbar, dass ich dich in meinem Leben haben darf. Ich bin dankbar, dass Du mich akzeptierst so wie ich bin. Ich bin dir dankbar für deine Ehrlichkeit und deine Meinungen. Du bist dir nie zu schade für ein Statement in meiner gefühlschaotischen Welt. Gerade in den letzten Jahren, wo es nicht mehr selbstverständlich war, dass Du bei mir um die Ecke wohnst, hast du mich oft aus Perspektiven gezogen, die eintönig und unüberwindbar schienen. Du hilfst mir Trauer zu bewältigen und mir Mut zu machen, nicht erst seit dem Krebs, sondern schon immer.
Ich fühle mich bei dir gut aufgehoben und verstanden. Du bist mein Wohlfühlmensch.

Deine Sicht der Dinge hat mich auf der Intensivstation aus meinem Trott geholt. Du hast mich nicht bemitleidet. Als ich dich regelmäßig mit meinen Auskotzanrufen vereinnahmt habe, warst Du immer für mich da. Oft hast Du gelacht über die Dinge, die mir in der Klinik geschehen sind. Es hat mir unwahrscheinlich geholfen alles weniger verbissen zu sehen.
Du wusstest schon, dass ich eine ernsthafte Panikattacke bekommen würde, bevor es jemand anderer wusste. Du wirst, nein Du bist, eine grandiose Psychologin. Deine Klienten werden sich irgendwann glücklich schätzen können dich zu haben. Du wirst noch so vielen weitern Menschen ihre eigene Welt verbessern.
Während ich gefühlt zwischen zwei Welten in meinem Krankenbett gewandelt bin, hast Du mir die Zehnägel lackiert und versucht mir etwas vom Leben außerhalb herein zu holen. Gerade an diesem Tag ging es mir sehr schlecht, weil mein Kopf nicht klar sein konnte. Dieses Gefühl machte mich rasend aber Du hast mich trotzdem zum lachen gebracht. Ich bin dem lieben Gott so dankbar, dass wir sogar miteinander verwandt sind und nicht nur befreundet. Ich merke oft wie dick das Blut ist und alles andere als Wasser ist.

Gemeinsam sind wir einmalig. Wenn ich Alexander Fleming wäre, wärst du das Penicillin auf meinem Toast. Ab und zu sind wir zwei wie die Hörner Satans. Mit dir kann ich auch zusammen mal so richtig schön böse sein. Du bist die Kirsche in meinem Cocktail. Das Tüpfelchen auf dem "i", das krönende Sahnehäubchen. Wir können uns in verbalem Unfug verlieren. Wir versuchen uns gegenseitig immer zu beruhigen aber manchmal muss man sich zusammen auch mal so richtig schön aufregen und ausrasten. Wie Zeus' Blitze können wir es so richtig krachen lassen. Manchmal stellen wir uns auch an wie Laurel und Hardy.
Ohne dich wäre ich nicht ich.
Diplomatie werde ich wohl nicht mehr erlernen. Auch meine Flirtfails kriegen wir so schnell nicht in den Griff, doch die Gabe der Vogelperspektive hast Du mir schon besser vermittelt. Manchmal ist das Leben ein Drama. Wenn diese Zeiten vorbei sind, kommen auch wieder Komödien. Ich bin in der glücklichen Lage, dass ich dich in beiden Stücken dabeihaben darf. Manchmal ist es auch ein Musical ;) (Höhö, Insider-Alarm)
Ich bin Dir dankbar für alles was Du bist und für alles was Du mir gibst. Es ist Liebe, Selbstakzeptanz, Mut, Humor, Dampf ablassen, Vertrauen, Gemeinschaft, Nostalgie, Horizont erweiternd, Kreativität, Erinnerungen, Ehrlichkeit und noch vieles mehr.
Man kann es nicht in Worte fassen was Du für mich bist.
Ich habe dich sowas von lieb. <3
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