top of page

Die Geschichte vom kleinen Stern

Als die Sonne vom Himmel fiel.


Es war einmal eine schöne warme Sonne. Sie schwebte mitten im Zentrum ihres eigenem Universums. Ihre Strahlen erwärmten die Umgebung. Einige Planeten bekamen mehr wärme ab, andere ein bisschen weniger. Allen konnte sie schließlich auch nicht gerecht werden. Doch ihr Universum, ihre Planeten, hatte sie alle samt in ihrem Kern fest eingeschlossen.

Mit einem Mal wurde ihr Licht so grell, dass ihr Mond immer weiter abtrieb und am äußersten Rand des Universums ein lauschiges Fleckchen fand. Weit außer Sichtweite aber dennoch so nah am kleinen Stern, dass er ihn am Rande der Galaxie erblicken konnte.

Dieser kleine Stern funkelte was das Zeug hielt. Er war der schönste am Nachthimmel. Übermütig wie er war, war er auch stets der erste, der als Abendstern auf der Erde aufging. Als der Mond Platz gemacht hatte, rückte der kleiner Stern noch näher an die liebe Sonne, die er so unglaublich lieb hatte. Ihr Licht war so lauschig warm und vertraut und beide tanzten vergnügt in ihrem Frohsinn um die Wette. Die Sonne kreiste um den kleinen Stern und der kleine Stern um die Sonne. Wie ein kleines Karussell.


Doch was passierte? Die Sonne kam ins wanken. Vor lauter Übermut und Bemühungen dem kleinen Stern so viel Freude zu schenken wie nur möglich, wurde sie davon geschleudert. Ihr Tempo wurde immer schneller und schneller. Wie ein Pfeil flog sie durch das All. Wie von einer Zwille davon geschossen. Die Sonne verbrauchte so viel Energie, dass sie immer dunkler wurde. Ihre Strahlen schrumpften und verkümmerten immer mehr. Dieser rasante Flug war so Kräfte zehrend, dass sie sich nicht mehr sammeln konnte. Nicht nur dass ihre Strahlkraft nachließ, nein, schrumpfte sie auch insgesamt zunehmend , wie ein Ballon, dem die Luft zu entweichen schien. Als würde man den Luftballon nach dem Aufpusten, ohne zuzuknoten loslassen, bewegte sich die liebe Sonne in der Ferne.


Das Weltall schien so unendlich und die Sonne verirrte sich bedauerlicher Weise bei ihrem Sturzflug in einem schwarzen Loch. Der kleine Stern blieb alleine zurück. Seine winzige Unterlippe fing zu beben an als er begriff, dass seine geliebte Sonne hinfort war. Als seine anfänglich Paralyse überstanden war, bemerkte der kleine Stern jetzt, ohne die hellen warmen Strahlen, wie viele Planeten und Sterne ihn doch umgeben hatten. Sie waren immer da und er wusste auch von ihrer Existenz, aber besonders viel hatte er mit den anderen noch nicht getanzt und gealbert. Einige kannte er sogar recht gut aber alleine mit ihnen zu spielen kam nur selten für ihn die Frage, denn für ihn gab es nur seine geliebte Sonne.


Dieser kleine Stern war so traurig ohne seine Sonne, doch er wollte tapfer sein und war fest entschlossen seine Sonne wieder zu finden. Gemeinsam mit den anderen Sternen und Planeten reiste er in die Fremde. Als erster schwebte der Kleinste voran, der am größten glänzte und glitzerte, der kleine Stern höchstpersönlich. Direkt hinter ihm folgten die Venus, der Mars, Neptun, Uranus, Pluto, Saturn und wie sie nicht alle heißen. Manchmal mussten sie eine Pause machen. Der kleine Stern konnte schließlich noch nicht so weite Strecken fliegen, er war ja noch nicht ausgewachsen. Er war zwar kein Babystern mehr aber dennoch klein, süß und kindlich. Normalerweise hatte er ein verschmitztes grinsen auf seinem kleinen Mund. Wenn er viel tobte, konnte sogar auch die kleinen Sternbäckchen rot werden.

Wenn er wieder Kraft getankt hatte, bestritt er seine Suche weiter mit seinen Unterstützern im Gepäck. 30 Tage dauerte die Suche, doch geweint hatte er nie weil er seine Sonne verloren hatte. Er wusste ja, dass er sie bald wieder umarmen konnte. Er weinte nur wenn er mal wütend war, wenn er sich einen Zacken verrenkt hatte oder er im Flug gestolpert war oder ihn seine Power doch für einen Moment zu verlassen drohte. Doch an seiner Seite waren immer Mars, Venus und die anderen, die ihm immer wieder hochhalfen und ihm die Hand reichten. Jeder wollte für ihn da sein, ihn trösten, ihn bei seinem Vorhaben unterstützen. Manchmal war ihm auch einfach danach sich bei ihnen mal anzukuscheln, doch das war nicht das Selbe. Die wärme fehlte ihm, das helle Gelb, welches er so gern hatte. Oft versuchte er sich daran zu erinnern, wie es doch gleich noch mal bei seiner Sonne gewesen war. Er vermisste sie sehr. Das verriet er auch den anderen. Aber trotzdem weinte er immer noch nicht.

Es war nicht mehr weit. Er konnte schon das Echo der schluchzenden Sonne hören, die sich in den Untiefen verirrt hatte. Sie war nicht mehr riesig und gelb. Sie war sogar kleiner als die Erde geworden und musste wieder aufgepäppelt werden. Gut dass die ganze Mannschaft Regenbogenstaub im Gepäck hatte. Das war immer noch die beste Medizin für geschwächte Planeten. Aber der kleine Stern konnte sie doch erkennen als sie in den Fängen des schwarzen Loches umher irrte.

"Sonne!", schrie der kleine Stern entsetzt. Er war zwar noch ein Zwergenstern, aber er hatte ein unglaubliches Mitgefühl. Keiner wusste wie so viel Empathie in dieses kleine Geschöpft passte. Alle waren erstaunt. Vor allem über seinen Mut. Mutig zu sein, auf die Reise zu gehen mit gutem Bespiel voran. Er stand für Tapferkeit und Hoffnung. Der Wille durchzuhalten, das Licht am ende des Tunnels.


Auch die Sonne vermisste ihren kleinen Stern furchtbar. Sie war im Moment nicht so stark wie diese kleine tapfere Kreatur, die nie ihren Glanz verloren hatte. Die Sonne fühlte sich so allein an diesem leeren und trostlosem Ort. Kälte und Unbehagen umgaben sie. Es gab nur wenig Sterne, die nicht so hell leuchteten. Und diese konnte die Sonne auch nur von Weitem betrachten. Ab und zu konnte sie von Weitem eine Sternschnuppe beobachten. Jedes mal wünschte sie sich dabei, ihren kleinen wunderbaren Stern wieder zu sehen.

Irgendwann konnte sie das Echo ihres wunderbaren Universums hören. Manchmal sogar auch den Mond, der als letztes als Schlusslicht hinterher hinkte. Ein Hoffnungsschimmer erschien. Mehrere Sternschnuppen blitzen nun auf. Kometen sausten im Hintergrund umher. Sie schlossen sich auf dem Weg der Reise an. Selbstlos marschierten auch sie vorne mit.

So nahm sich die Sonne ein Beispiel an ihrem kleinen Stern, dessen Stimme immer deutlicher zu hören war. Sie nahm all ihren Mut und ihre Kraft zusammen, nahm Anlauf und versuchte die unsichtbaren Mauern des Loches zu durchbrechen. Es war schwer. Sehr schwer. Undurchdringlich fühlte sich das für sie an. Nun war es so als steckte sie in einer Art Wand fest, vergleichbar mit unsichtbarem Wackelpudding. Mit aller Gewalt versuchte sie auszubrechen. Sie biss ihre Zähne zusammen und kniff dabei die Augen zu, so fest wie sie nur konnte. Knurrende Laute stießen dabei aus ihr hervor. Die Sonne war schon ein Stück weiter gekommen, doch ohne Hilfe würde sie es trotzdem nicht schaffen.


Am Abgrund des schwarzen Loches stand nun der kleine Stern, der verzweifelt seine Zacken nach der lieben Sonne aussteckte. So hatte er sie noch nie gesehen. Doch er wusste, dass diese Sonne, die die sich stark verändert hatte, trotzdem noch die gleiche geblieben ist. Zumindest im Großen und Ganzen.

Er kratze sich an seiner Stirn und am Kopf. Wie verbissen überlegte er wie er der Sonne nur helfen könnte.

Wie Schuppen fiel es ihm vor die Augen:

"Wir müssen alle zusammen halten!", forderte er seine Gefolgschaft auf. Großes Getuschel und Gerede tat sich hinter dem kleinen Knirps auf. Jeder wollte eine bessere Idee haben um das Vorhaben des kleinen Sterns umzusetzen. Jeder wollte der beste Berater sein.

"Ruhe!", rief der kleine Stern und pfiff dabei mit seinen Zacken, die er sich an sein Mündchen hielt, "so kann man sich ja gar nicht konzentrieren!" Hier und da war noch Geflüster zu hören. Der kleine Stern wippte ungeduldig mit seinem Zackenfüßchen, bis endlich ruhe eingekehrt war und blickte mit strenger aber dennoch putziger Mine hinein. "Wir müssen uns zusammen tun und eine Kette bilden", forderte das Sternchen von allen. Einige Planeten und Sterne waren skeptisch, andere hellauf begeistert. Ein paar von ihnen wollten sich anfangs nicht die Hand geben. Nach ein bisschen Gerangel gaben schließlich alle nach und machten trotzdem mit.


In der Zeit kämpfte die geschwächte Sonne immer noch mit der unsichtbaren Wand. Doch als sie aufblickte, konnte sie die Menge ihres Universums erkennen. Vorne an ihrer Spitze war es am hellsten. Der kleine Stern schritt todesmutig in den Abgrund, gesichert von den anderen Planeten. Dabei schillerte er so hell, wie noch nie zuvor. Bei jedem Versuch sich zu strecken, schien es so, als würde er noch ein bisschen wachsen. Während dieser wagemutigen Aktion wurde der kleine Stern von der Venus fest an der Hand gehalten. Die Venus wurde vom Mars gehalten und der Mars wieder um vom Neptun und das ging immer so weiter, bis alle an einem Strang gezogen hatten. In dieser wunderbaren Helferkette wirkte sogar der ein oder andere fremde Stern oder Planet mit. Ihr Leuchten war anders. Nicht wie üblich heimatlich flauschig, sondern ungewohnt.

Die Sonne war sehr stolz auf ihren kleine Stern und konnte ihr Glück kaum fassen. Ihr starkes Herz machte einen Sprung und gab ihr zusätzlich einen neuen Schub. Sie pulsierte zwei, drei mal auf. Ihr Wille war größer den je, dem Gefolge entgegen zu kommen und ihr düsteres Gefängnis zu verlassen. Mit aller Kraft, mit neuer Energie kämpfte sie sich durch den Pudding. "Sonne!", rief der kleine Stern immer aufgeregter und freudiger wiederholend, mit jedem Bisschen des Fortschritts. "Kleiner Stern!", erwiderte die Sonne wiederum ihrem kleinem Schatz. War das wirklich ihr kleiner Stern? Sie konnte ihn kaum wieder erkennen. Auf seiner Reise war er immens gewachsen. Seine Worte klangen reifer. Die Sonne hatte so viel verpasst, doch sie war stolz wie Oskar, dass er ohne sie noch besser fliegen gelernt hatte.

Endlich war es geschafft. Ein rührender Moment. Der kleine Zacken des kleinen Sterns konnte wieder den ersten Sonnenstrahl seiner geliebten Sonne greifen. Seine ausgekühlten Zackenhändchen waren schon etwas frostig geworden. Doch durch die Liebe der Sonne wurden sie in Windeseile wieder erwärmt.

Die Sonne umklammerte regelrecht den glitzernden Zwerg. Nun hielt sie ihn im Arm und hatte dabei den Wunsch, ihn nie wieder loszulassen. Endlich konnte sie wieder mit ihm kuscheln.

So wurde die Sonne von den zahlreichen Helfern aus dem schrecklichen schwarzen Loch gezogen, während sie dabei ihren kleinen Stern mit ihren warmen Strahlen fest umarmte.


Sie versprach nie wieder übermütig zu werden und rechtzeitig langsamer zu werden, wenn es brenzlig werden würde. Es dauerte eine Weile bis sie wieder vollumfänglich in ihrer Pracht strahlte. Der Regenbogenstaub wirkte Wunder. Sie hatte zwar ein oder zwei Makel mehr, doch das störte niemanden großartig. Wichtig war, dass sie es zurück in ihre Heimat geschafft haben.


So strahlten, lachten und tanzten alle gemeinsam miteinander. Nicht mehr nur die Sonne und der kleine Stern. Das ganze Universum fühlte sich miteinander noch mehr verbunden durch diese schwere Prüfung.






108 Ansichten

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

Geschwister

Zwang - Stärke

Comments


DSC_5534_edited.jpg

Hi, danke fürs Vorbeischauen!

Ich freue mich darüber, dass Du dich dafür entschieden hast, dich mit dem Thema "Krebs" ein wenig auseinander zu setzten. Leider Gottes kann es jeden treffen. Wichtig ist, Du bist nicht alleine.

Keine Beiträge verpassen.

Danke für die Nachricht!

  • Facebook
  • Instagram
  • Twitter
  • Pinterest

Ich freue mich über eure Anregungen

Danke für die Nachricht!

Impressum     Datenschutz    

Knete im Kopf und trotzdem Walküre

bottom of page